Im Frühling 2022 waren die Abonnent:innen des smartvote-Newsletters aufgerufen, an einer wissenschaftlichen Studie zum Einsatz von Blockchain-Technologie im Rahmen der elektronischen Identität (E-ID) teilzunehmen. Die Ergebnisse liegen inzwischen als Master-Arbeit an der Berner Fachhochschule Wirtschaft vor.

Die Master-Arbeit1 verfolgte drei Zielsetzungen:

  1. Analyse der Chancen und Herausforderungen im Hinblick auf die Verwendung von Blockchain-Technologie im Bereich eines digitalen Identitätsnachweises.
  2. Erhebung der Einstellung der Bevölkerung gegenüber der Blockchain-Technologie zum Zwecke eines digitalen Identitätsnachweises.
  3. Evaluation der Mehrheitsfähigkeit einer Blockchain-basierten Schweizer E-ID-Lösung im Vergleich zur abgelehnten E-ID 2020.

Beteiligung von 1’730 Newsletter-Abonnent:innen

An der Befragung haben sich 1’730 Personen beteiligt. Durch statistische Gewichtungsverfahren wurden die Antworten bestmöglich an die reale Bevölkerungsstruktur angeglichen, sodass bezogen auf die Schweizer Stimmberechtigten aussagekräftige Erkenntnisse aus der Analyse gewonnen werden können.

Das wichtigste Ergebnis: Die Bevölkerung steht einer staatlichen und Blockchain-basierten E-ID-Lösung recht positiv gegenüber (siehe Abbildung). Die Offenheit und Zustimmung zeigt sich sowohl geschlechter- als auch sprach- und beinahe parteiübergreifend, was eine gute Ausgangslage für eine (allfällige) Volksabstimmung bedeuten würde.

Ein Hauptgrund – und wichtige Voraussetzung – für diese Zustimmung stellt die Ermöglichung einer vollständig selbstbestimmten Verwaltung der eigenen Identität dar. Das heisst, dass jede:r einzelne Bürger:in die vollständig autonome Kontroll- und Teilmöglichkeit bezogen auf die eigenen digitalen Identitätsdaten besitzt und den Zugriff auf die Identitätsdaten ohne Beteiligung von weiteren Akteuren steuern kann. Auf der Gegenseite stehen hauptsächlich Datenschutz- und Sicherheitsbedenken gegenüber einer E-ID im Allgemeinen als auch gegenüber dem Einsatz von Blockchain-Technologie im Zentrum.

Blockchain-basierte E-ID ist mehrheitsfähig

Die Studie erhebt keinen Anspruch auf Repräsentativität nach den Massstäben etablierter Bevölkerungsumfragen. Dennoch scheint aufgrund der Qualität der erhobenen Daten die Schlussfolgerung legitim, dass eine rein staatliche und Blockchain-basierte E-ID in einer allfälligen Volksabstimmung realistische Aussichten auf das Erreichen einer Mehrheit aufweisen würde. Damit kann dieser Lösungsansatz zur Umsetzung einer digitalen ID in der Schweiz als mehrheitsfähige Option unter anderen Umsetzungsmöglichkeiten durchaus in Erwägung gezogen werden.

Wer sich für das Thema digitale Identitätsnachweis, Blockchain-Technologie und die Haltung der Befragten dazu im Detail interessiert, findet in der bereits erwähnten Master-Arbeit alle notwendigen Informationen.

1 Wackernagel, Tim (2022): Die Blockchain-ID: Eine mehrheitsfähige Lösung für den digitalen Identitätsnachweis innerhalb der schweizerischen Demokratie? Polit-ökonomische Evaluation einer Blockchain-basierten Identitätsnachweislösung. Master-Thesis an der Berner Fachhochschule, Departement Wirtschaft.

Zwischen dem Verein Politools und der Berner Fachhochschule Wirtschaft besteht seit 2018 eine Kooperation in den Bereichen anwendungsorientierte Forschung sowie Aus- und Weiterbildung; vgl. dazu diesen Blog-Beitrag.