Wer wählt, muss sich entscheiden und das ist nicht immer leicht. Zumal immer mehr Parteien und Kandidierende zur Wahl stehen. Entsprechend gewachsen ist auch der Bedarf vieler Wähler/-innen an zusätzlichen Orientierungshilfen, um sich im Parteien- und Kandidatendschungel zurecht zu finden. Nicht zuletzt deshalb konnten sich Online-Wahlhilfen als wichtige Informationsquellen im Vorfeld von Wahlen etablieren. Doch sind sie tatsächlich transparente Wegweiser oder machen sie aus Wähler/-innen willenlose Marionetten?

Immer wieder wird die Befürchtung geäussert, dass die Benutzung von smartvote die Entscheidungsfindung der Wähler/-innen negativ beeinflusst und diese zu übereilten und oberflächlichen Wahlentscheidungen verführt. Der Begriff des «Instant-Votings» trifft den Kern dieser Kritik ziemlich genau, auch wenn es fraglich ist, ob die Beantwortung von 75 Fragen als «instant» betrachtet werden kann. Die Kritik selbst basiert auf einem ziemlich negativen Bild der smartvote-Benutzer/-innen, die offenbar zu bequem sind, um sich ernsthaft und intensiv mit den Wahlen, Sachthemen und Positionsbezügen der Parteien und Kandidierenden auseinanderzusetzen. Stattdessen ziehen sie es vor rasch einen Fragebogen zu beantworten und ihre Wahlentscheidung an einen Algorithmus zu delegieren. Anstatt sich mühsam durch Wahlunterlagen zu quälen und sich umfassend zu informieren, vertrauen sie lieber blindlings einem Computer.

Wahlhilfe – kein Entscheidungs-Abnehmer

Anlässlich der Wahlen 2011 und 2015 wurden unter den smartvote-Benutzer/-innen wissenschaftliche Umfragen zur Art und Weise der Benutzung durchgeführt. 2015 haben rund 11’000 Benutzer/-innen an der Umfrage teilgenommen und 2011 sogar über 20’000. Die Daten dieser Umfragen sollten es also erlauben, sich ein genaueres Bild davon zu machen, wie die Wähler/-innen smartvote benutzen und welche Effekte es auf die Art und Weise hat, wie sie ihren Wahlentscheid treffen.

Zunächst einmal kann festgehalten werden, dass smartvote einen Effekt auf die Wahlentscheidungen hat. 2015 wurde dies von 87% der Befragten bestätigt. Allerdings haben von diesen nur 14% die smartvote-Wahlempfehlung 1:1 auf ihren Wahlzettel übertragen. Eine deutliche Mehrheit von 61% hat hingegen lediglich gezielte Anpassungen vorgenommen, sprich einzelne Kandidierende wurden gezielt panaschiert, kumuliert oder gestrichen. Die 2011er-Befragung liefert vergleichbare Resultate. Damals haben 63% der Befragten angegeben, dass die smartvote-Wahlempfehlung einen Effekt auf ihren Wahlentscheid gehabt hat, aber auch von diesen haben nur 8% die Wahlempfehlung 1:1 übernommen.

Zusätzlich zeigen beide Umfragen, dass die smartvote-Benutzung zu indirekten Effekten führt, die für gut funktionierende, demokratische Prozesse ebenfalls besonders wichtig sind. So haben 2011 85% und 2015 sogar 91% der Benutzer/-innen angegeben, dass smartvote ihre Informationsbasis verbessert hat. Generell scheint sich smartvote positiv auf das Interesse an Wahlen und in der Folge davon auch auf die Wahlteilnahme auszuwirken. Bei rund 60% der Befragten hat smartvote dazu geführt, dass sie sich Gedanken zu Themen gemacht haben, denen sie sonst keine besondere Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Zudem hat die smartvote-Benutzung bei vielen auch dazu geführt, dass sie gezielt zusätzliche Informationen zu bestimmten Themen, Parteien oder Kandidierenden gesucht haben und vermehrt mit Freunden und Bekannten über Politik und die anstehenden Wahlen diskutiert haben.

smart wählen mit smartvote

smartvote bietet Wählerinnen und Wählern eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse massgeschneiderte Informationsvermittlung, wie sie die klassischen Medien und Wahlkampfinstrumente nicht bieten können. Die Befürchtung, dass dadurch die Wahlentscheidung einfach an einen Algorithmus ausgelagert und diesem blind vertraut wird, wird durch die vorliegenden Daten widerlegt. Vielmehr zeigt sich, dass die Wähler/-innen sehr verantwortungsbewusst mit der Wahlempfehlung umgehen und smartvote wohl überlegt und selektiv benutzen, um ihre Wahlzettel anzupassen.

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  1. Ich benutze Smartvote schon seit einigen Jahr, weil ich diese Form von Wahlhilfe ganz einfach sehr gut finde! Es erleichtert mir die Kandidatenauswahl ungemein und ich kann nicht verstehen, dass es immer noch Kandidaten gibt, die die Fragen nicht beantworten. Aber ich fühle mich deshalb überhaupt nicht SMART, wenn ich Eure Wahlhilfe benutze! Denn dieser Begriff geht mir ehrlich gesagt total auf die Nerven, weil er inzwischen extrem überstrapaziert wird! Also: Smartvote finde ich sehr gut, trotzdem solltet Ihr den Begriff SMART möglichst wenig verwenden 😉

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