Am 2. Oktober 2022 haben im Kanton Zug die Wahlen für den Kantonsrat stattgefunden. 80% der Kandidierenden für den Zuger Kantonsrat haben den smartvote-Fragebogen ausgefüllt und gaben den Wähler/-innen so die Möglichkeit, sich mit ihren Positionen zu vergleichen, um eine passende Wahl zu treffen. Für die Zuger Kantonsratswahlen wurden 14’151 Wahlempfehlungen erstellt (im Vergleich zu 6’317 im Jahr 2018).

Der smartvote-Fragebogen versucht alle wichtigen kantonalen Themen in den Fragebogen aufzunehmen. So wurden die Kandidierenden beispielsweise gefragt, ob sie eine strengere Kontrolle der Lohngleichheit von Frauen und Männern befürworten. Wir haben die Antworten dazu analysiert und zeigen hier eine kurze Auswertung mit etwas überraschenden Resultaten.

Abbildung 1: Strengere Kontrolle der Lohngleichheit für Männer und Frauen

In der obenstehenden Abbildung ist die Zustimmung für strengere Kontrollen der Lohngleichheit der FDP-Kandidierenden für den Zuger Kantonsrat abgebildet.

Der Wirtschaftsliberalismus ist ein Kernthema der FDP. Die Partei wünscht sich wirtschaftliche Freiheit für Unternehmen mit möglichst wenig staatlichen Eingriffen und Vorschriften. Strengere Kontrollen der Lohngleichheit werden vor allem von Parteien des linken Spektrums gefordert. Etwas überraschend ist, dass sich dennoch knapp ein Drittel der Zuger FDP-Kandidatinnen und ein Viertel der FDP-Kandidaten für strengere Kontrollen aussprechen.

Abbildung 2: FDP-Kandidierende Zug – Strengere Kontrolle der Lohngleichheit für Männer und Frauen

Vergleicht man den Zuspruch für strengere Kontrollen zwischen den Kandidierenden der FDP aller Kantone für die National- und Ständeratswahlen 2019, den Zuger FDP-Kandidierenden für die Nationalrats- und Ständeratswahlen 2019 sowie den FDP-Kandidierenden für den Zuger Kantonsrat 2022 zeigen sich einige Unterschiede.

Während kein Zuger Nationalrats- oder Ständeratskandidat der FDP sich für strengere Kontrollen zur Lohngleichheit aussprach, waren es bei allen FDP-Kandidierenden der letzten eidgenössischen Wahlen über 30% der Männer. Auch bei den Frauen kann man einen relativ grossen Unterschied sehen. Während fast die Hälfte aller FDP-Kandidatinnen 2019 strengere Kontrollen befürwortete, waren die Zuger FDP-Kandidatinnen 2019 zurückhaltender (33% Zustimmung für strengere Kontrollen der Lohngleichheit).

Abbildung 3: FDP-Kandidierende für den National- und Ständerat aller Kantone

Individualbesteuerung – Auch Mitte-Kandidierende haben gewisse Sympathien

Eine zweite Auswertung zur Frage: «Sollen Ehepaare getrennt als Einzelpersonen besteuert werden (Individualbesteuerung)?» ergab ebenfalls interessante Resultate.

Die Mitte setzt sich für die Abschaffung der sogenannten Heiratsstrafe ein. Das Bundesgericht spricht von einer Heiratsstrafe, wenn ein verheiratetes Paar mindestens 10% mehr direkte Bundessteuern bezahlt als unverheiratete Paare. Diese Benachteiligung ergibt sich daraus, dass das steuerbare Einkommen von Ehepaaren zusammengezählt und dann zu einem höheren Steuersatz versteuert werden muss als bei zwei gleich hohen einzelnen Einkommen[1]. Dies trifft insbesondere gutverdienende Paare.

Die Abschaffung der Heiratsstrafe ist politisch unbestritten. Das «Wie» ist jedoch stark umstritten. Eine mögliche Lösung, welche primär von links und der FDP begrüsst wird, ist die Individualbesteuerung auch von Ehepaaren. Für die Mitte ist dies jedoch keine Lösung, da eine solche Reform das heutige Steuersystem auf den Kopf stellen würde[2]. Vielmehr sollen Ehepaare noch immer zusammen besteuert werden, doch zu einem gerechteren Tarif.

Beim sogenannten Splitting wird das gemeinsame steuerbare Einkommen vor der Besteuerung durch zwei geteilt, wodurch die steuerliche Benachteiligung aufgehoben werden soll.

Nun hat sich bei der Auswertung zur Frage der Individualbesteuerung gezeigt, dass ein Drittel aller für Mitte-Kandidierenden für den Zuger Kantonsrat diese doch befürwortet. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen befürworten jeweils ein Drittel der Kandidierenden der Mitte die Einführung der Individualbesteuerung.

Abbildung 4: Zustimmung der Mitte-Kandidierenden für den Zuger Kantonsrat zur Einführung der Individualbesteuerung

[1] https://www.srf.ch/news/schweiz/heiratsstrafe-willst-du-mich-heiraten-oder-steuern-sparen

[2] https://die-mitte.ch/heiratsstrafe-abschaffen-vollsplitting-einfuehren/

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