Der Nutzen von smartvote für die Wählerinnen und Wähler ist eng mit einer möglichst hohen Teilnahme der Kandidierenden verknüpft. Nur mit einer hohen Antwortquote der Kandidierenden lässt sich eine sinnvolle Orientierungshilfe gewährleisten. Wie hoch liegt die Beteiligung der Kandidierenden bei smartvote? Wie hat sich die Teilnahme in den vergangenen Jahren entwickelt? Und weshalb nehmen einige Kandidierende nicht teil?

Grundsätzlich weist smartvote eine sehr hohe Beteiligung der Kandidierenden auf wie sich anhand einiger Beispiele von nationalen, kantonalen und lokalen Wahlen zeigen lässt:

  • Nationalratswahlen (NR) 2015, 2019 und 2023: Bei den NR-Wahlen 2019 und 2015 haben jeweils 84% aller Kandidierenden ) den smartvote-Fragebogen ausgefüllt. In absoluten Zahlen ist die Anzahl teilnehmender Kandidierenden bereits 2019 deutlich (+22%) gestiegen. Bei den diesjährigen Wahlen 2023 hat sich dieser Trend fortgesetzt! So haben über 4950 von 5925 Kandidierenden den Fragebogen für die Wahlen 2023 ausgefüllt.
  • Kantonsratswahlen Solothurn 2017 und 2021: Anlässlich der Wahlen für den Solothurner Kantonsrat 2017 haben sich 92% der Kandidierenden bei smartvote beteiligt und bei den Wahlen 2021 stieg die Beteiligung sogar noch weiter auf 95% an – die höchste Teilnahmequote, die wir jemals bei einer kantonalen Parlamentswahl erreicht haben. Die absolute Anzahl teilnehmender Kandidierender ist dabei von 464 auf rund 550 gestiegen.
  • Stadtratswahlen Baden 2017 und 2021: Bei Exekutivwahlen schwankt die Beteiligung jeweils stärker (meist zwischen rund 50% bis 100% Beteiligung).Die Wahlen 2017 und 2021 in den Badener Stadtrat stellen insofern eine Ausnahme dar, da jeweils ausnahmslos alle Kandidierende den Fragebogen beantwortet haben.
Abb. 1: Teilnhame der Kandidierende © smartvote

Diese drei äusserst positiven Beispiele vermitteln ein Bild, dass aber für die meisten Wahlen zutrifft. Insgesamt liegt die Beteiligung der Kandidierenden seit 2015 bei hohen 80%. Betrachtet man die jeweiligen Jahre einzeln, lassen sich zwar durchaus Schwankungen feststellen, diese fallen jedoch relativ gering aus. So wurden beispielsweise 2020 49 Wahlen von smartvote begleitet und dabei wurde eine durchschnittliche Kandidierenden-Beteiligung von 85% erreicht. Im darauffolgenden Jahr waren es hingegen noch *nur* 34 Wahlen, dafür aber mit einer Beteiligung von 88%. Natürlich gab es aber auch Jahre wie 2019, in dem 11 Wahlen von smartvote begleitet wurden und dabei durchschnittlich „nur“ 77% der Kandidierenden mitmachten. Dies war aber auch die tiefste durchschnittliche Beteiligung während eines Jahres seit 2015. Ein Ergebnis, mit dem wir sehr zufrieden sind.

Selbstverständlich erhält smartvote von Zeit zu Zeit auch kritisches Feedback von Kandidierenden, Medien und Nutzer/-innen.  Teilweise ist diese durchaus gerechtfertigt und hilft uns, unser Tool weiter zu verbessern.Die Kritik hat sich jedoch nicht auf die Beteiligung der Kandidierenden ausgewirkt. Insgesamt sind die Politiker, wie Studien zeigen, auch zufrieden mit smartvote. So haben 2015 fast die Hälfte der Kandidierenden der National- und Ständeratswahlen (N=1‘784) an einer Umfrage der Universität Lausanne teilgenommen, die die Nutzung von smartvote untersucht hat. Besonders interessant sind dabei die 3.8% der Kandidierenden, die zwar an der Umfrage der Studie nicht aber bei smartvote teilgenommen haben. Diese wurden nach den Gründen ihrer Nichtteilnahme gefragt:

  • Rund 32% von ihnen gaben an, dass das Ausfüllen des Fragebogens zu (Zeit-)aufwändig sei.
  • 21% fanden, dass die Komplexität der Politik nicht anhand von Ja/Nein-Fragen erfasst werden kann.
  • 16% waren der Meinung, dass smartvote keinen Einfluss auf ihre Wahlchancen habe und verweigerten deshalb die Teilnahme.
  • Lediglich 5% fehlten das Vertrauen darauf, dass smartvote eine neutrale und faire Plattform ist.
  • Die restlichen gaben verschiedene andere Gründe an, die sie jedoch nicht genauer ausgeführt haben.

Die Studie bietet einige Ansätze dazu, wie man smartvote verbessern könnte. So versuchen wir den Umfang des Fragebogens – vor allem bei kantonalen und lokalen Wahlen – zu reduzieren. Zudem machen wir uns auch Gedanken, wie wir die Komplexität politischer Themen besser abdecken können (was jedoch methodisch eine Herausforderung ist). Grundsätzlich stimmen uns diese Ergebnisse jedoch zuversichtlich, dass wir die hohe Beteiligung der Kandidierenden auch bei zukünftigen Wahlen wieder erreichen werden.

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  1. Ich stimme mit den vorherigen Aussagen voll und ganz zu. Besonders stossend finde ich das Argument «zu zeitaufwändig» von nicht mitmachenden Kandidaten.

    Ich frage mich des Öfteren, wie unsere Demokratie wohl aussehen würde, wenn nicht einfach nach Namen und Partei gewählt würde, sondern jeder Wähler die Smartvote-Fragen beantworten müsste (das sollte es dem Wähler auch Wert sein!) und dann diejenigen Personen in Räte einzögen, welche die höchsten Übereinstimmungen in der Smart-Map erzielen würde? Nicht ganz einfach zu realisieren, aber ich kann mir das Prinzip gut vorstellen. Bei Kandidaten, die sich zur Wiederwahl stellen, könnte man auch eine Peer-Bewertung mit einbeziehen. Das würde einerseits die Stabilität fördern, andererseits aber auch Personen, die umgänglich und kompromissbereit nach Lösungen suchen statt unnachgiebig zu blockieren.

    Damit könnte man auch die Parteien abschaffen, die ich für das grosse Übel in der heutigen Politik halte. Parteien sind heutzutage Gruppen, welche individuelle Werte und Meinungen auf ein einziges Statement zusammenstauchen und dieses in Kommissionen und Räten undifferenziert vertreten (sollten / müssten, muss fairerweise gesagt werden). Das dies katastrophale Folgen hat, sieht man in Staaten, die nur noch zwei relevante Parteien haben. Solche Staaten steuern gefühlt auf einen Bürgerkrieg zu. Das liegt zum einen daran, dass es bei Wahlen nur einen Gegner gibt, der gezielt verteufelt und als das grösste Übel für das Land dargestellt wird. Nach der Wahl wird die Oppositionspartei, die die Wahl ja (knapp) verloren hat, grundsätzlich ALLES negieren bis verteufeln, was die gerade regierende Partei macht, völlig unabhängig von den Inhalten. Das führt zwangsläufig zu einem Blockdenken, das zu (kriegerischen?) Konflikten in der Bevölkerung führen kann.
    Ist nicht auch die Schweiz auf dem besten Weg, sich in Richtung eines solchen Blockdenkens zu bewegen?

    Würde mich interessieren, wie andere darüber denken…

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  2. Ich wähle ausschliesslich Kandidierende, welche Smartvote ausfüllen. Denn nur ein Gesicht und ein Slogan auf einem Plakat ist keine Befähigung für ein politisches Amt. In einer volksnahen und direkten Demokratie müssen Personen, welche ein politisches Amt innehaben, die Fähigkeit, das Interesse und den Willen haben, ihre politische Meinung für die Meinungsbildung des Souveräns kundzutun.
    Wer dies bereits bei der Wahl nicht tut und sich ausschliesslich auf Listen und Plakaten präsentiert, ist in einer direkten volksnahen Demokratie nicht wählbar!

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  3. Um meine Stimmen buhlende Personen müssen mir aufzeigen, wie sie sich positionieren. Wer dazu nicht willens ist und Transparenz scheut, ist nicht wählbar und sollte eigentlich gar nicht antreten.
    Smartvote ist nicht der zwingende Weg zur Erfüllung dieser Anforderung, aber wohl einiges günstiger und weniger aufwändig als Flyers, Plakate, Inserate und Veranstaltungen. Die Resultate werden zeigen, wie einige Kandidierende sich auf dem Holzweg befinden. Von den gewählten Personen werden mehr als 84% ihre Informationen auf Smartvote abgelegt haben.

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    • vollkommen einverstanden. wem die paar minuten, ja selbst wenn es irgendwie stundenlang dauern würde, wem all dies zu viel ist für die eigene karriere und die zukunft der schweiz, der hat in der politik nichts zu suchen.

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