Wer sich im Vorfeld von Wahlen und Abstimmungen eine Meinung bilden möchte, kann zwischen zahlreichen Informationskanälen wählen. In diesem Blog-Beitrag gehen wir der Frage nach, welche Informationskanäle Stimmbürgerinnen und ‑bürger im Vorfeld von Urnengängen am häufigsten nutzen.
Die Zeitung auf dem ersten Platz
Tabelle 1 zeigt die verwendeten Informationsquellen der Wählerschaft bei den Wahlen im Kanton Zürich vom Frühling 2019. Die Datengrundlage bildet eine Untersuchung, die im Rahmen eines Forschungsprojektes des SNF-Programms «Digital Lives» durchgeführt wurde (siehe Abschnitt Datengrundlage).
Ganze 87% der Befragten, gaben an, sich über Print- und Online-Medien zu informieren. Auf dem zweiten Platz sind Gespräche mit Familie und Freunden. Auch smartvote gehört zu den am häufigsten verwendeten Informationsquellen und schafft es mit einem Anteil von 26% auf den 5. Platz.
Veranstaltungen, Podien, Strassenstandaktionen oder der direkte Kontakt mit Kandidierenden wurde nur von wenigen als Informationsquelle angegeben. Es sind dies auch diejenigen, die aktuell durch die Corona-Abstandsregeln tangiert werden. Mehr zum Thema, warum die Pandemie die Meinungsbildung nicht aushebelte, gibt’s hier: https://www.defacto.expert/2020/09/18/warum-die-pandemie-die-meinungsbildung-nicht-aushebelte/
Viel mehr passiv als aktiv
Die Umfrage zeigte auch, dass die Art der Nutzung mehrheitlich passiv als aktiv ist. Gerade bei Online-Kommentaren ist der Unterschied gross. Während sich 37% damit begnügen, Kommentare zu lesen, sind es gerade mal 6%, die sie selber posten, teilen oder liken. Auch auf den sozialen Medien ist die Anzahl passive Nutzer bedeutend höher, als die der Aktiven.
Datengrundlage
Der Analyse liegt eine Untersuchung zu Grunde, die im Rahmen eines Forschungsprojektes des SNF-Programms «Digital Lives» durchgeführt wurde. Dabei wurden die Informationsquellen und Meinungsbildungsprozesse der Wählerschaft bei den Wahlen im Kanton Zürich vom Frühling 2019 betrachtet. Die Annahme liegt nahe, dass sich das Verhalten zur Informations- und Meinungsbildung der Stimmbürgerinnen und ‑bürger bei Volksabstimmungen nicht grundlegend davon unterscheidet.
Es handelt sich um das Projekt «Digitalization and Electoral Decision-Making: The Impact of Voting Advice Applications on Electoral Choice, Polarization and Democratic Representation», das unter der Leitung von Prof. Andreas Ladner an den Universitäten Lausanne und Bern durchgeführt worden ist.